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Kirche: Glocken

Eine der neuen Glocken, Lauchhammer im Oktober 2003

Die Glocken, Teil 1

eine glocke die
läutet ist
eine glocke die
läutet

eine glocke die
nicht läutet ist
vielleicht eine
kanonenkugel

Hermann Jandl
(mit freundlicher Genehmigung des Autors)

 

"Es wird vermutet, dass die aus Kupfer und Zinn erschmolzenen Legierungen, Zinnbronzen genannt, bereits seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. in China bekannt waren. Zur selben Zeit findet man Hinweise auf diese Metalle bei den Sumerern am Euphrat und Tigris." (Wille, Die Glocken von Berlin, S. 45)

Kleine Glocken (eher "Glöckchen") und Schellen waren bei Griechen und Römern, aber auch im alten Israel in Gebrauch (vgl. 2. Mose 28,33–35; 39,25f). Durchgesetzt haben sich die Glocken als Klanginstrumente zum Herbeirufen der Gemeinde wohl im 6. Jahrhundert nach Christus. Unter Karl dem Großen (um 800 nach Christus) wurde es dann allgemein üblich, Kirchtürme (Campanile, von campanella = Glocke) zu bauen und Glocken in sie zu hängen.

Die Glocken – im katholischen Bereich werden sie besonders gesalbt und geweiht – dienen dazu, an die Gebetszeiten zu erinnern (Morgen-, Mittag-, Abendläuten), und sie rufen die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen, früher auch zu besonderen Gelegenheiten (Krieg, Feuersbrunst u. ä. m.)

Glockenankunft

Im Turm der Kirche Am Hohenzollernplatz hingen ursprünglich 4 Bronzeglocken in folgenden Tönen/Durchmessern/Gewichten sowie Umschriften:

So ergab sich ein Terz-Quart-Akkord wie im "Parzifal"-Glockenmotiv von Richard Wagner, abgestimmt mit den benachbarten Geläuten (St. Ludwig, Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche). Die Glocken waren von der renommierten Firma Franz Schilling in Apolda gegossen worden. Bei der feierlichen Einholung der Glocken sang ein Schulchor.

Wichtig für den Klang ist, dass die Glocken hoch in einem Turm hängen, damit ihr Schall weithin klingt. Damit aber ergibt sich das Problem einer angemessenen Statik für den Turm, denn es werden gewaltige Kräfte freigesetzt, derer sich Architekt und Statiker bewusst waren. Allerdings hatte man damals noch nicht die Möglichkeit, exakte Messungen durchzuführen, man war auf Erfahrungswerte angewiesen.

Der Turm der Kirche ist "ganz anders konstruiert, als vielleicht gar Konstrukteure annehmen. Der Dr.-Ing. Kuball und ich, wir wissen es, warum er so konstruiert ist und nicht anders. Hoch oben im Turm hängen vier Glocken. Sie schwingen und schwingen auch, wie es der Statiker fühlt, und deshalb kommt hier zum Trägheitsmoment, wie es der Statiker nennt, noch eines hinzu: das Faulheitsmoment. ... Ja das Faulheitsmoment, Beharrungsvermögen, war auch hier, bei diesem Kirchturm sehr wichtig, und darum ist der Turm nicht aus sehnigem federndem Material konstruiert, wie etwa Stahlskelett oder Eisenbetonfachwerk, sondern er ist schwerfällig und ganz schwer gebaut, gemauert ist er, von unten bis oben hinauf, dickwandig und klobig schwer, so daß die Schwingung der Glocken und auch der einseitige Druck des Sturmes bei Windstärke 11 ihm nichts anhaben können …" (Höger)

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